„Meine Philosophie ist das attraktive Tempospiel“

Der Cheftrainer der Bundesligamannschaft des HC Rödertal, Karsten Schneider, hat kürzlich seine Prüfung zum EHF-Master Coach unter erschwerten Bedingungen bestanden – aufgrund der Corona-Pandemie wurden die letzten Kurse online abgehalten. Wir haben das zum Anlass genommen, um mit ihm über seinen neuen Titel und die erste Halbserie mit den Rödertalbienen zu sprechen.

Hallo Karsten, wie fühlt man sich als frisch gebackener EHF Master Coach?

Ich bin einfach nur erleichtert, weil der Prüfungs- und Aufgabenstress neben den täglichen sportlichen Aufgaben im Verein, wir stecken immerhin mitten im Abstiegskampf, beendet ist.

Wie lange hat die Ausbildung eigentlich gedauert? War es schwierig die Ausbildung und deine Trainertätigkeit miteinander zu verbinden?

Im Januar 2020 startete der EHF-Master Coach Kurs mit dem ersten Modul damals noch in Wien. Das zweite und dritte Modul wurden dann aufgrund der Corona-Pandemie als wöchentliches Online-Modul abgehalten.

In der Zeit von Januar 2020 bis Februar 2021 schrieb ich quasi neben dem täglichen Trainings- und Spielbetrieb eine Master-Thesis, erstellte eine Hausarbeit vom täglichen Trainingsalltag sowie eine Präsentation zur Master-Thesis, um diese abschließend vor einer Prüfungskommission verteidigen zu können.

Die größte Herausforderung für mich war, dass der gesamte Kurs in über 600 Stunden in englischer Sprache abgehalten wurde. Auch die schriftliche Master-Thesis und die Präsentation zur Verteidigung der Thesis wurden in englischer Sprache gefordert.

Welche Vorteile ergeben sich für dich persönlich und für die Bienen daraus?

Ich konnte für mich persönlich mein Netzwerk durch neue Kontakte erweitern.

Mit der erworbenen EHF-Master Coach Lizenz und Pro Lizenz bin ich jetzt berechtigt, als Cheftrainer einer Nationalmannschaft oder Champions League Teams zu arbeiten.

Was hat dich an dem Lehrgang besonders begeistert?

Durch den neuen Input in der Trainingslehre konnte ich mich als Trainer noch einmal weiterentwickeln.

Hat sich dadurch deine Handballphilosophie geändert?

Nein sie hat sich nicht geändert, sondern ich habe meine Philosophie noch einmal bestätigt bekommen. Ich verfolge weiter das attraktive Tempospiel – was auch Thema meiner EHF-Master Coach Thesis war: “Improvement of speed in female top handball”

Du sprichst vom attraktiven Tempospiel. Läuft das bereits besser als noch zu Saisonbeginn bei den Rödertalbienen?

Definitiv. Die Athletik der Spielerinnen hat sich um ein Vielfaches im Vergleich zum Saisonbeginn verbessert. Dank viel schweißtreibendem Einsatz und Fleiß.

Was das angestrebte Tempospiel angeht, macht die Mannschaft Woche für Woche in Taktik und Umsetzung sichtbare Fortschritte.

Noch ein paar Fragen zur sportlichen Situation der Rödertalbienen: Wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf?

Die Hinrunde ist natürlich für mich als neuen und erfolgsverwöhnten Trainer der letzten Jahre ergebnistechnisch nicht befriedigend verlaufen. Denn es kommt auf Zählbares an. Trotzdem hat sich die Mannschaft weiterentwickelt.

Wenn ich noch etwas Positives aus der nicht zufriedenstellenden Tabellensituation ziehen soll, ist es eine gewisse Weiterentwicklung für mich als Trainer. Der Umgang mit dem Abstiegskampf bzw. diesen auch erfolgreich zu gestalten war oder ist noch immer eine neue Erfahrung und auch Herausforderung für mich.

Alle im Team arbeiten daran, sich ständig zu verbessern. Das gilt auch für mich. Für manche Dinge, die im Erfolgsfall gut funktionieren, muss auch ich gerade nach anderen Lösungen suchen.

Wie ist deine Prognose für die Rückrunde?

In der momentanen Situation denken wir von Spiel zu Spiel. Ich bin überzeugt, dass wir zusammen den Klassenerhalt schaffen. Außerdem möchte ich die Weiterentwicklung der eigenen Jugend weiter vorantreiben.

Wie bereitest du die Mannschaft auf die kommenden Spiele vor?

Nicht anders als auf die vorherigen Spiele. Wir trainieren ohnehin nach einem ganz klar strukturierten Jahrestrainingsplan und bereiten uns wöchentlich sehr akribisch mit Videoanalysen auf jeden Gegner vor.

Wo siehst du das größte Verbesserungspotential?

Der HC Rödertal ist ein Club mit viel Potential für MEHR – deshalb habe ich mich auch im März 2020 für den HCR entschieden.

Verbesserungspotenzial sehe ich ganz klar in der weiteren Professionalisierung der internen Strukturen und in der Kommunikation – das schließt auch uns als Trainerteam mit ein.

Es braucht wieder ein gemeinsames großes Ziel, welches akribisch verfolgt wird. Dazu gehört die Stabilisierung des Bundesligateams, die Gewinnung von Nachwuchstalenten und Weiterentwicklung der eigenen Jugend. Dann ist meiner Meinung auch später die 1. Bundesliga für den HCR machbar.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?

Momentan kann das nur einer sein: Ich will natürlich mit der jungen Mannschaft den KLASSENERHALT schaffen.

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