A-Jugend der SG Rödertal/Radeberg in der Jugendbundesliga 2020

Die Spielgemeinschaft der Vereine HC Rödertal, Radeberger SV und HSV 1923 Pulsnitz im weiblichen Bereich war in den letzten Jahren ein Erfolgsmodell für den Nachwuchsleistungssport im Rödertal und gleichzeitig auch eine Talenteschmiede. Wie gut das Leistungskonzept funktioniert, zeigt allein die Tatsache, dass sechs Jugendspielerinnen aus der Spielgemeinschaft den Sprung in den Profibereich der Bundesliga geschafft haben. Für die Jugendbundesliga weiblich gibt es keinen Auf- bzw. Abstieg. Nur die besten acht Vereine des Vorjahres sind gesetzt, alle anderen müssen sich jedes Jahr über ihre Landesverbände und über regionale Gruppen neu qualifizieren. Den größten Erfolg erreichte die Spielgemeinschaft im Jahr 2018 als sie erst im Achtelfinale zur Deutschen Meisterschaft die Segel streichen musste. Ein Jahr später wurde gegen starke Konkurrenz aus Niedersachsen und Bremen die Qualifikation verpasst und 2020 gelang der Sprung unter die besten deutschen Nachwuchsmannschaften erneut. Auch die B-Jugend war auf dem besten Wege zur Deutschen Meisterschaft, wurde aber durch den Covid-19-Virus im März dieses Jahres jäh gestoppt. Alle Wettbewerbe auf der Ebene des Deutschen Handballbundes wurden erst abgebrochen und wenig später ersatzlos beendet.

Die Nachwuchsverantwortlichen des Deutschen Handballbundes haben im August auf die Beschränkungen durch Corona reagiert und einen völlig neuen Modus für die Spiele zur Jugendbundesliga entwickelt. Statt bisher 32 Mannschaften konnten sich 40 Vereine aus ganz Deutschland für die Jugendbundesliga weiblich qualifizieren. Der Bereich Mitteldeutschland mit den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen erhielt zwei Startplätze. Es gibt bereits ab Qualifikation nur Einzelspiele mit Auslosung des Heimrechts. Da konnte sich kein Team auch nur den kleinsten Ausrutscher erlauben, denn dann war man raus. Durch das Sportverbot in den Monaten März bis Juli war die Vorbereitungszeit extrem kurz. Aber das betraf alle Mannschaften gleichermaßen. Die SG Rödertal/Radeberg wurde, wie bereits in den vergangenen Jahren, von Steffen Wohlrab (Rödertal) betreut. Ihm zur Seite standen Mirko Schulz (Radeberg) als Co-Trainer und Maik Augustiniak (Rödetal) als Mannschaftsleiter. Der Kader umfasste nur 12 Spielerinnen und darin lag ein großes Risiko bei Verletzungen. In nur fünf Wochen Vorbereitung mussten die Trainer ein Team formen und eine Taktik einstudieren. Dazu kam noch das „Lospech“. Gleich im ersten Qualifikationsspiel musste die SG Rödertal/Radeberg auswärts beim HSV Magdeburg antreten und das auch noch unter der Woche an einem Donnerstag. Erst Schule, danach in den Bus und um 18:00 Uhr war Anwurf in Magdeburg. Dazu noch die Corona-Auflagen. Gerade einmal zehn Gästezuschauer waren zugelassen und dazu noch der Erfolgsdruck. Wenn man verliert, ist man raus und das Abenteuer Jugendbundesliga ist beendet, ehe es überhaupt begonnen hat. Aber die Wohlrab-Schützlinge meisterten die erste Qualifikationshürde bravourös. Bis zur Halbzeit war das Spiel noch ausgeglichen (12:13), aber danach spielten die Gäste aus dem Rödertal wie entfesselt und gewannen sensationell mit 34:20.

HSV Magdeburg – SG Rödertal/Radeberg 20:34 (12:13)

Im anderen Qualifikationsspiel setzten sich die A-Mädels des BSV Sachsen Zwickau gegen den SV Union Halle-Neustadt durch und so kam es bereits drei Tage später in Leipzig in neutraler Halle zum Showdown der beiden Vorrundengewinner. Beide Teams kannten sich aus der Sachsenliga und in den letzten beiden Vergleichen hatte Zwickau ganz knapp die Nase vorn. In Leipzig durften jeweils 30 Fans beider Vereine ihre Teams unterstützen und die brachten die Halle zum Kochen. Wohlrab überraschte mit einer sehr offensiven Abwehr und die stellte Zwickau vor große Probleme. Ihre gefährlichen Rückraumspielerinnen kamen überhaupt nicht ins Spiel und so führte die SG bereits zur Pause deutlich mit 16:8. In der zweiten Hälfte hatte sich Zwickau dann wesentlich besser auf die Rödertalerinnen eingestellt, aber eine Wende gelang ihnen nicht mehr. Die SG-Mädels brachten ihren Vorsprung clever über die Zeit. Am Ende stand ein 31:23 Erfolg für die SG auf der Anzeigetafel und die Qualifikation zur Jugendbundesliga war geschafft.

BSV Sachsen Zwickau – SG Rödertal/Radeberg 23:31 (8:16)

Auch die Spiele der Jugendbundesliga standen ganz im Zeichen von Corona. Das bedeutete wiederum Einzelspiele mit ausgelostem Heimrecht. Auf Turnierspiele wie in den vergangenen Jahren wurde verzichtet. Die 40 qualifizierten Mannschaften wurden nach regionalen Gesichtspunkten in acht Fünfergruppen eingeteilt. Aus jeder Gruppe qualifizieren sich zwei Mannschaften für das Achtelfinale. Die SG Rödertal/Radeberg erwischte eine Hammergruppe mit den Teams des Thüringer HC, Frankfurter HC, Füchse Berlin und HC Leipzig. Nur der Nachwuchs des Erstligisten Thüringer HC war favorisiert, alle anderen Mannschaften waren nahezu gleichwertig. Im ersten Gruppenspiel empfing der SG-Nachwuchs die Füchse aus Berlin. Nach den Ergebnissen in der Qualifikation war die Erwartungshaltung riesengroß und daran zerbrachen die SG-Mädels. Von Beginn an spielten sie gehemmt und fehlerbehaftet und so war die Niederlage im Auftaktspiel nicht zu vermeiden.

SG Rödertal/Radeberg – Füchse Berlin/Reinickendorf 22:29 (12:18)

Zum zweiten Spiel musste das Team von Coach Steffen Wohlrab in Frankfurt/Oder antreten. Der FHC ist für seine gute Jugendarbeit bekannt. Für die SG war es bereits eine Vorentscheidung, da Frankfurt gegen die Füchse gewonnen hatte. Nur mit einem Erfolg konnte man sich noch Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen. Zuschauer waren in Frankfurt nicht zugelassen. Das war vielleicht nicht unbedingt zum Nachteil der Gäste. Beide Mannschaften waren nahezu gleichwertig und schenkten sich nichts, es war ein Spiel der Nerven. 25 Minuten auf Augenhöhe und dann ein Blackout. Das nutzten die Frankfurterinnen zur 19:14 Pausenführung, eigentlich schon eine Vorentscheidung. Doch offensichtlich hatte Trainer Wohlrab in der Kabine die richtigen Worte gefunden. Die Mannschaft kehrte mit dem festen Willen zurück, den Bock noch umzustoßen. Tor um Tor verkürzten sie den Rückstand und in der 55. Minute waren sie wieder dran. Jetzt zeigten die Frankfurterinnen Nerven und machten Fehler und die nutzte die SG und so wurde es ein zwar knapper aber verdienter Erfolg.

Frankfurter HC – SG Rödertal/Radeberg 30:31 (19:14)

Der Thüringer HC wurde seiner Favoritenrolle gerecht und hatte bisher alle Spiele gewonnen, Leipzig und die SG hatten jeweils 2:2 Punkte. Da bei Punktgleichheit das Ergebnis gegeneinander den Ausschlag gibt, war das Spiel SG Rödertal/Radeberg gegen den HCL entscheidend für das Weiterkommen. Dieser Brisanz waren sich beide Mannschaften bewusst. Auch das Interesse bei den Eltern und Fans war riesengroß. 176 Zuschauer verfolgten das Spiel und sorgten für eine prickelnde Atmosphäre. Den besseren Start erwischten die Gastgeberinnen aus dem Rödertal. Aber Leipzig hielt dagegen. Ein Jugendspiel auf höchstem Niveau. Zum Ende der ersten Halbzeit konnte sich die SG auf 21:17 absetzen, die Fans tobten und die Leipzigerinnen waren mehr als überrascht. Entschieden war das Spiel aber noch lange nicht. In Hälfte zwei dominierten die Messestädterinnen das Spiel. Bei den SG-Mädels schwanden zusehend die Kräfte. Mitte der zweiten Halbzeit war Leipzig dran und übernahm die Führung. Kräftemäßig waren sie der SG überlegen und brachten das Spiel über die Zeit. Jubel bei den Leipzigerinnen und tiefe Niedergeschlagenheit bei der SG. Sie hatten ganz knapp die Überraschung und das Weiterkommen verpasst.

SG Rödertal/Radeberg – HC Leipzig 39:41 (21:17)

Bereits einen Tag später musste die SG in Erfurt gegen die Mädels des Thüringer HC antreten. Im Spiel gegen Leipzig hatten sich zwei Spielerinnen verletzt und eine meldete sich unmittelbar vor der Abfahrt krank. So hatte Trainer Steffen Wohlrab nur noch einen Minikader zur Verfügung. Der Dampf war ebenfalls raus, da die Entscheidung bereits gefallen war. Ganz anders die Thüringerinnen, die auch das letzte Spiel überlegen gestalten wollten und das gelang ihnen in eindrucksvoller Manier. Sie waren der SG in allen Belangen überlegen und so wurde es eine deutliche Niederlage.

Thüringer HC – SG Rödertal/Radeberg 44:24 (22:15)

Fazit Trainer Wohlrab: „Wir hatten eine ganz junge Mannschaft am Start. Da fehlte in manchen entscheidenden Situationen die Abgeklärtheit. Mit 11 Spielerinnen hatten wir zudem den kleinsten Kader. Auch wenn die Mädels traurig sind, mit ihren Leistungen haben sie mich positiv überrascht. Ihnen gehört die Zukunft. Gegen Leipzig waren wir ganz nah dran, dann wäre die Überraschung perfekt gewesen. Wenn man bedenkt, dass unsere Gegner alle an Sportschulen lernen und trainieren, dann können unsere Spielerinnen mehr als stolz über ihre Leistungen und das Erreichte sein.“

Marlene Böttcher gegen Berlin
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Lean Müller im Spiel gegen Berlin
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